Balkonkraftwerke sind in Zeiten hoher Energiepreise immer beliebter. Mittlerweile hat der Gesetzgeber die Regelungen für die Installation vereinfacht.
"Solarpaket I": Kabinett beschließt Erleichterungen
Bislang waren die bürokratischen Hürden für die Installation einer Balkonsolaranlage recht hoch. Das hat viele abgeschreckt, sich ein eigenes kleines Kraftwerk mit Solarpanels auf dem heimischen Balkon zu errichten. Das soll sich jedoch nun ändern, denn das Bundeskabinett hat diesbezüglich Regeln erlassen, die bereits ab 2024 gelten sollen und die Errichtung von solchen Solaranlagen schneller umsetzbar machen. So ist es mittlerweile möglich, das Balkonkraftwerk ohne Anmeldung beim Netzbetreiber einzurichten. Lediglich eine Eintragung im Register der Bundesnetzagentur ist erforderlich. Dazu können Wechselrichter für Balkonkraftwerke mit 800 Watt genutzt werden statt bisher bis maximal 600 Watt, für die Solaranlage selbst gilt eine Obergrenze von 2000 Watt.
Für den Übergang können Sie zukünftig den bisherigen Stromzähler nutzen, der Netzbetreiber hat vier Monate Zeit, um den Zähler auszutauschen. Auch für Mehrfamilienhäuser mit mehreren Eigentümern und ggf. Mietparteien wurde die Möglichkeit, eine solche Solaranlage zu nutzen, vereinfacht. Bislang ist es für Vermieter und WEG möglich, die Installation der Anlage zu untersagen, denn es besteht aktuell noch eine grundsätzliche Genehmigungspflicht für Balkonkraftwerke. Mit der gesetzlichen Neuerung sollen sie zwar nach wie vor ein Mitspracherecht über den Ort haben, an dem die Mini-PV-Anlage aufgebaut wird, aber das grundsätzliche Recht, es zu nutzen, soll in Zukunft unstrittig sein.
Balkonsolaranlagen: Anbieter, Funktion, Kosten
Die Funktion einer Solaranlage für den Balkon ist grundsätzlich einfach. Als Betreiber montieren Sie die Panels und schließen sie an die Steckdose an. Anlagen dieser Art umfassen üblicherweise ein bis zwei Solarmodule und einen Wechselrichter. Dieser wandelt den gewonnenen Solarstrom in Haushaltsstrom um, der dann direkt in die Steckdose eingespeist wird. Die Geräte verfügen normalerweise über kompakte Abmessungen und lassen sich am Balkongeländer, auf der Terrasse, auf dem Dach oder an der Fassade errichten. Für jeden dieser Einsatzfälle gibt es passende Halterungen. Wer sich ein Balkonkraftwerk kaufen möchte, muss Kosten im drei- bis vierstelligen Bereich veranschlagen.
Generell sind für ein Komplettset mit Kabeln, zwei Modulen, der passenden Halterung und dem Wechselrichter etwa 600 bis 1000 Euro Kosten zu veranschlagen. Günstiger ist es, wenn Sie das Balkonkraftwerk selber zusammenstellen, allerdings ist dafür ein wenig handwerkliches Geschick und technisches Know-how erforderlich. Aufgrund der hohen Nachfrage gibt es mittlerweile immer mehr Anbieter solcher Mini-PV-Anlagen auf dem Markt. Das führt dazu, dass die Qualität teilweise sehr schwankt. Die Bundesnetzagentur empfiehlt, vorher genaue Informationen über die Anbieter einzuholen, zum Beispiel bei der Stiftung Warentest oder der Verbraucherzentrale. Hier finden Sie wertvolle Informationen aus seriösen Quellen, wenn Sie ein Balkonkraftwerk in der Nähe kaufen möchten.
Anmeldung bei Bundesnetzagentur und Netzbetreiber
Bis die Neuerung 2024 in Kraft tritt, müssen Solaranlagen für den Balkon beim eigenen Netzbetreiber angemeldet werden. Das Anmeldeverfahren variiert je nach Region und Betreiber. Erforderlich sind Informationen über Art und Leistung des Kraftwerks sowie technische Angaben zur Installation und Einspeisung. Dieses aufwändige Verfahren wird bald wegfallen. Als Betreiber eines Kraftwerks für den Balkon müssen Sie dann nur noch eine Anmeldung bei der Bundesnetzagentur. Dies erfolgt über das Marktstammdatenregister der Agentur. Hierfür reichen dann einige wenige Angaben, sodass der Aufwand deutlich unbürokratischer ausfallen wird.
Mini-Solaranlagen in der WEG: Aktuelle Rechtsprechung
Wer ein Balkonkraftwerk auf das Dach montieren, an der Fassade anbringen oder am Außengeländer des Balkons installieren möchte, muss nach aktueller Gesetzeslage hierfür die Zustimmung der WEG einholen. Dies ist darin begründet, dass es sich dabei um eine bauliche Veränderung handelt. Als Eigentümer sollten Sie zunächst das Gespräch mit der Eigentümergemeinschaft suchen und diese über das Vorhaben informieren. Dann ist ein Antrag auf der Wohnungseigentümerversammlung erforderlich, um die Genehmigung einzuholen. Dabei empfiehlt es sich, vorher die Teilungserklärung zu prüfen, um zu schauen, bei welchen Veränderungen eine Zustimmung tatsächlich erforderlich ist. Anschließend folgt die Beschlussfassung. Eine einfache Mehrheit in der Eigentümerversammlung ist hier ausreichend, um die Zustimmung für die Steckersolaranlage zu erteilen.
Häufig gestellte Fragen
Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk mit Speicher amortisiert sich nach Angaben der Verbraucherzentrale in der Regel nach etwa sieben bis zwölf Jahren. Ein Tipp: Beziehen Sie bei der Berechnung nicht nur die Kosten für das Kraftwerk selbst ein, denn mitunter ist auch der Einbau eines digitalen Stromzählers nötig. Dann kann der Netzbetreiber bis zu 20 Euro im Jahr mehr an Betriebsgebühren verlangen. Auch dies sollte bei der Kalkulation berücksichtigt werden.
Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?
Die Solaranlage für den Balkon gewinnt durch Solarpanels Sonnenenergie, die zunächst in Gleichstrom verwandelt wird. Ein dazugehöriger Wechselrichter wandelt diesen in Wechselstrom um und speist ihn über die Steckdose in das Wohnungsnetz ein. Elektrische Geräte in der Wohnung nutzen nun bevorzugt diesen Strom, erst wenn dieser nicht mehr ausreicht, greifen sie auf den Netzstrom zurück. Der Stromzähler steht demnach während dieser Zeit still. Es gibt zahlreiche Geräte mit einem zusätzlichen Speicher. Der Stromspeicher für das Balkonkraftwerk hält nicht sofort verbrauchten Strom für später vor.
Wie viel Strom erzeugt ein Balkonkraftwerk pro Tag?
Insgesamt hat jedes Modul eines Steckersolarbetriebs eine jährliche Ausgangsleistung von 350 bis 450 Watt. Ein Gerät mit 600 Watt erzeugt zwischen 1,37 und 1,64 kWh am Tag, während ein Balkonkraftwerk mit mehr als 600 Watt zwischen 1,92 und 2,2 kWh täglich erzeugt. Dies hängt von mehreren Faktoren ab, etwa von der Wetterlage und vom Neigungswinkel der Solarpanels. Sie können auch den Speicher des Balkonkraftwerks nachrüsten, indem Sie eine ergänzende Speicherlösung, zum Beispiel einen Akku für ein Balkonkraftwerk, ergänzend anschließen und mit dem Wechselrichter sowie der Haushaltssteckdose verbinden.
Auf welche Phase wird das Balkonkraftwerk angeschlossen?
Wer ein Balkonkraftwerk mit Speicher anschließen möchte, stellt sich irgendwann unweigerlich die Frage, welche Phase die beste für die Mini-PV-Anlage ist, um sie effizient zu betreiben. Insgesamt teilt sich der Stromkreis im Haus in drei Phasen auf. Dies sind drei Kabel, die durch die Wand verlaufen und mit Endverbraucheranlagen wie dem Kraftwerk für den Balkon verbunden sind. Die Antwort ist recht einfach, denn für die Effizienz der Anlage spielt die Phase keine Rolle, da der Versorger bei der Abrechnung nicht zwischen den einzelnen Phasen unterscheidet. Der Zähler ist normalerweise gar nicht in der Lage, den Verbrauch einzelner Phasen gesondert zu speichern.
Wo wird der Wechselrichter bei Balkonkraftwerken montiert?
Üblicherweise erfolgt die Montage der Mikro-Wechselrichter direkt an der hinteren Seite der Solarpanels. Hierbei ist darauf zu achten, dass sie an einer Stelle montiert werden, die sie vor Witterungseinflüssen schützt.